Das CFG ist überall – Patrick Jansen (Abijahrgang 2017)

Eine Columne mit Interviews zu Lebens- und Berufswegen unserer Ehemaligen

von Cornelia Wissemann-Hartmann

Das CFG ist überall – Diesen Satz sprach die Schülersprecherin Lena Keller in ihrer Rede zum 175. Jubiläum des CFG im Jahre 2005. Und das stimmt! Man trifft sie in anderen Städten, auch im Ausland, sie machen interessante Dinge, jedes Klassentreffen bringt neue Überraschungen.

Und das kann doch spannend werden, dachte ich kürzlich: Schauen, wo sind sie geblieben? Was machen sie, wie blicken sie auf ihre Schulzeit am CFG zurück und welche Tipps haben sie für Berufsorientierung, Lebensplanung, Lerninhalte,…?

Patrick Jansen führte im November 2022 mit mir ein Zoomgespräch

Patrick Jansen (links) mit Alexander Gerst

Intro

Ganz wie der Titel dieser Columne besagt, fiel der nächste Interviewpartner geradezu aus den Wolken, denn „Das CFG ist überall“. Michael Winkhaus schrieb mir nach seiner diesjährigen Studienfahrt mit dem Leistungskurs nach München:

„Zum ersten Mal bekam ich eine Zusage vom DLR Oberpfaffenhofen, dort einen ganz Tag mit der Durchführung von zwei Experimenten verbringen zu dürfen. Wir kamen also nun am Dienstag (13.9.) um 9.00 Uhr an der Hochsicherheitspforte an und bekamen vom Pförtner die Wegbeschreibung zum „School-Lab“ auf dem Gelände. Am Gebäude angekommen zeigte mir ein Mitarbeiter dort den Unterrichtsraum im 1. Stock und wir warteten dort in einem leicht abgedunkelten Raum dann darauf, dass es losgeht. Nach ca. 5 Minuten Wartezeit betrat dann ein DLR-Mitarbeiter des School-Labs den Raum und begrüßte uns mit den Worten: „Bevor wir starten, möchte ich mich vorstellen … ich bin ein ehemaliger LK Physikschüler von Herrn Winkhaus am CFG in Wuppertal. Abi 2017, ich heiße Patrick Jansen.“

Nun erkannte ich ihn natürlich auch! Seit über 3 Jahren ist er beim DLR in München und arbeitet im Team zur Durchführung von Raketenstarts (vorzugsweise zur nahen Erderkundung bzw. zur Ermittlung von Atmosphärendaten). Er und sein School-Lab-Team haben uns dann mit zwei Projekten zur Flugphysik von Wasser-Luft-Raketen und einem Flugsimulator einen ganz tollen Tag gestaltet, der mit einer wirklich hochinteressanten Führung durch die Steuerzentrale der ISS und anderer Missionen, die vom DLR durchgeführt werden, endete.“

Michael Winkhaus vermittelte dann dieses Interview.

Es erzählt von Berufsfindung, Versuch und Irrtum, Begeisterung und Neuanfang.

Der Lebenslauf

Patrick Jansen besuchte die Grundschule Rottsieper Höhe in Cronenberg und wechselte dann zum CFG. Mit Daniel Hübschen und Gabriele von Kathen als Klassenlehrerteam ging es durch die Sekundarstufe I, Leistungskurse waren dann Mathematik und Physik, dazu kam die Astronomie als Vertiefungs-Kurs, in dem Patrick auch eine Facharbeit bei Bernd Koch schrieb.

Nach dem Abitur begann er ein Studium Maschinenbau an der Bergischen Universität Wuppertal, merkte aber dann nach 2 Semestern, dass das doch nicht die richtige Entscheidung gewesen war. So entschied er sich, ein Jahr lang mit dem „Formula Student Team Germany“ zu arbeiten und dabei Autos zu konstruieren und auch diese Autos in Rennen als Fahrer zu fahren. Das führte ihn in die Niederlande, nach Österreich und Tschechien.

Raumfahrt hatte ihn schon immer interessiert, vor allem das Technische daran, und so fiel die Entscheidung, mehr Praxisbezug zu realisieren und eine Ausbildung beim Deutschen Luft und Raumfahrt Institut in Oberpfaffenhofen bei München zu beginnen. Die 3 ½ jährige Ausbildungszeit konnte wegen der guten Vorleistungen auf zwei Jahre verkürzt werden, Patrick absolvierte neben der Ausbildung zum Industriemechaniker eine Zusatzausbildung „additive Fertigung“, bei der es um 3D-Druck geht.

9 Monate konstruierte und fertigte Patrick dann im Anschluss im Raketeninstitut als Raketentechniker Teile für Raketen und schloss daran ein Studium für Luft- und Raumfahrttechnik in München an, in dem er sich jetzt im 4. Semester befindet. Nebenbei arbeitet er einen Tag in der Woche im DLR-School-Lab, wo Schülerexperimente betreut werden und wo er nun auf den Leistungskurs des CFG stieß. Zu dieser Tätigkeit gehört auch der Besuch von Messen, um das DLR zu vertreten. „Dort lernt man coole Leute kennen, gerade kürzlich konnte ich ein Foto mit Alexander Gerst machen.“ So weit bis heute.

Das Interview

CWH: Was fällt Ihnen im Rückblick ein, wenn Sie ans CFG denken?

Patrick:  Eine riesengroße Europa-Schule mit einer großen Sternwarte auf dem Dach. Das wurde zumindest immer sehr hervorgehoben. Und ja, es gab viele MINT-Fächer.

CWH: Was außer Schule war Ihnen damals wichtig? Was haben Sie gerne gemacht?

Patrick: Ich habe supergerne Teamsport gemacht. Ich habe 15 Jahre lang Handball gespielt und dann auch noch Baseball. Dazu waren mir auch Freundschaften sehr wichtig, mit Freunden Spieleabende zu machen zum Beispiel.

CWH: Welche Werte sind Ihnen wichtig, einmal privat, aber auch dann für den Beruf?

Patrick: Bei mir kommt an erster Stelle die Familie, da bin ich ganz verlässlich und fahre regelmäßig nach Hause. Dann sind mir meine Freunde superwichtig. Das versuche ich gerade mit der mir inzwischen sehr wichtig gewordenen Karriere zu vereinbaren. Für eine Partnerschaft bleibt da im Moment keine Zeit mehr.

CWH: Wo fanden Sie es schonmal wichtig, nicht dem Mainstream zu entsprechen?

Patrick: Ja, das war vielleicht diese Berufsentscheidung, nicht, wie die anderen alle, weiter zu studieren, obwohl ich mich nicht wohlfühlte dabei, sondern mich zu fragen, was will ich eigentlich wirklich machen und dann diese Zeit im „green lion team“ mit den Autos zu verbringen. Und dann vielleicht, diese Ausbildung zu machen und eben nicht zu studieren. Aber dabei haben mich meine Eltern immer sehr unterstützt.

CWH: Patrick, was würden Sie den Schüler:innen des CFG raten, was man lernen sollte?

Patrick: Tja, da hat sich durch meine Berufserfahrung jetzt sehr viel geändert, das hätte ich nicht gedacht, dass ich das mal sagen würde:

Englisch, das ist super, super wichtig. Nichts geht mehr ohne.

CWH: Ich beginne mal ein paar Sätze und Sie setzen sie fort? OK?

Patrick: Ja.

CWH: Dieser Person wäre ich gerne mal begegnet…

Patrick: Da hätte ich vor kurzem noch gesagt, Alexander Gerst, aber den habe ich ja jetzt schon getroffen. Also sage ich Elon Musk.

CWH: Warum? Er ist ja gerade sehr umstritten.

Patrick: Ja schon, nicht wegen Twitter, sondern weil er so viele Fassetten hat und wegen seiner Initiativen um SpaceX. Das finde ich sehr bewundernswert.

CWH: Was ist für Sie die größte Errungenschaft der Menschheit?

Patrick: Auf jeden Fall etwas Technisches, ein Quantencomputer zum Beispiel. Obwohl das menschliche Gehirn, das weiß man ja, deutlich komplexer ist als solche Geräte. Raumsonden faszinieren mich natürlich auch, die versuchen, weit ins All vorzudringen.

CWH: Mein Lieblingsplatz ist…

Patrick: Das klingt vielleicht etwas merkwürdig, aber ich würde sagen: Eine Nacht unter den Sternen. Mein Vater hat in San Francisco ein Jahr lang gearbeitet, da sind wir dann im Death Valley in Kalifornien gewesen, das war grandios.

CWH: Wann haben Sie sich das letzte Mal ohnmächtig gefühlt?

Patrick: Das war nach den 2 Semestern Maschinenbaustudium, als ich nicht wusste, wie ich weitermachen sollte. Das war hart.

CWH: Meine besten Einfälle habe ich…

Patrick: …unter der Dusche.

CWH: Ich beende meinen Tag…

Patrick: … mit lustigen Videos oder auf Tik Tok.

CWH: Wenn ich einen Film drehen würde, handelte er von…

Patrick: …wäre er eine Science Fiction Komödie.

CWH: Mein Rat für die Schüler:innen…

Patrick: Das wird den Lehrern sicher jetzt nicht gefallen, aber ich würde sagen: Sinnvoll ist es, ganz viel Berufserfahrung zu sammeln, und Noten im Abi sind so egal! Ein bestandenes Abi ist aber schon wichtig, da man sonst nicht studieren kann.

CWH: Ja, wenn man in den Naturwissenschaften unterwegs ist, mag das stimmen…wenn man Medizin oder Psychologie studieren will, sicher nicht.

CWH: Patrick, vielen Dank für Ihre Zeit und die interessanten Einblicke. Und viel Erfolg weiterhin und Freude bei Ihrem interessanten Studium.

Wer fragen möchte, wie es ist, …

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Email-Adresse: Patrick.Jansen@dlr.de