Zeitzeuge der DDR-Diktatur am CFG

Text von I. Kock (Q2), Fotos von J. Redetzky

Mehr als 32 Jahre nach dem Berliner Mauerfall kommt es in unserer Gesellschaft noch immer zu Ausgrenzung, Antisemitismus und Rassismus. Besonders in den vergangenen Jahren spitzte sich die ohnehin schon angespannte Situation in Folge von unter anderem Flüchtlingsereignissen und der Corona-Pandemie verstärkt zu – die Polarisierung von Teilen der Gesellschaft wuchs spürbar an und einige Gruppierungen radikalisierten sich zunehmend.

Gerade vor diesem Hintergrund ist es wichtig, selbstständig und reflektiert zu handeln. Fundament dafür ist die Ausbildung eines historischen Bewusstseins. Zu diesem Zwecke organisierten die CFG-Lehrkräfte Frau Schlabs und Herr Sellin in Kooperation mit Herrn Dr. Hoffmann von dem Institut für Deutschlandforschung der Ruhr-Universität Bochum (RUB) einen Bericht des DDR-Zeitzeugen Herrn Becke von der Vereinigung der Opfer des Stalinismus (VOS). Zwei weitere Geschichtskurse der Q2 von Frau Hinz und Frau Roberts nahmen an dem Ereignis teil. Die Moderation übernahm ein studentischer Mitarbeiter der RUB.

Herr Becke teilte auf detailreiche, bewegende und dennoch sehr humorvolle Weise seine persönliche Geschichte mit der Q2 und stand danach für Fragen zur Verfügung. Er erklärte den Schülerinnen und Schülern, dass er als Widersacher der sozialistischen Diktatur in der DDR gezwungen gewesen sei „mit zwei Zungen zu reden“ und kluge Wege gefunden habe, um entgegen dem Kommunismus Geld zu verdienen. Während sich offiziell jeder als fügiger Bürger dargestellt habe, hätte es stets vereinzelte Personen gegeben, die dem Regime aus dem Hintergrund entgegenwirkten. „Von der Sowjetunion lernen, heißt siegen lernen“ wurde laut Becke propagiert. „Von der Sowjetunion lernen, heißt lügen lernen“ habe es hingegen unter DDR-Gegnern geheißen. Nachdem Herr Becke bei der geplanten Flucht aus der DDR über Ungarn mit seiner Frau gefasst wurde und mehrere Monate als Dissident in getrennter Haft verbrachte, sei er schließlich – ohne Geburtsurkunde oder direkte Perspektive – in die Freiheit der BRD entlassen worden.

Mit dieser eindrucksvollen Zusammenkunft neigt sich die Schulzeit der Q2 nun dem Ende zu. Das Projekt in Zusammenarbeit mit der RUB und der VOS hingegen soll in Folge der enormen positiven Resonanz aber auch in den nächsten Jahren fortgeführt werden.