Großartiger Erfolg bei der Deutschen Meisterschaft der Softwareentwicklung

Bericht und Fotos von Benjamin Frost (Q2).

In unserer heutigen digitalisierten Welt sind technische Geräte, als auch die Software, die diese steuern, kaum wegzudenken. Diese Software zu entwickeln ist zu meinem Hobby, wie auch meiner Leidenschaft geworden und führte mich schließlich zur Deutschen Meisterschaft, über die ich diesen Erfahrungsbericht schreiben möchte.

Alle zwei Jahre treten die besten jungen Softwareentwickler/innen zu den Deutschen Meisterschaften von WorldSkills Germany an. Bei „WorldSkills“ handelt es sich um die Weltmeisterschaft der Berufe und ist nach der Olympiade der zweitgrößte internationale Leistungsvergleich. Die Teilnahme ist jedoch nur unter 23 Jahren möglich, denn bei diesem Wettkampf stehen junge Talente im Vordergrund, die es laut WorldSkills zu fordern und fördern gilt.

Nach erfolgreicher Teilnahme am Vorausscheid, welcher im Juni dieses Jahres Online stattgefunden hat, erhielt ich meine Einladung zur Endrunde der Deutschen Meisterschaft. Dieses Jahr fand dieser nationale Wettbewerb vom 19. bis 21. November in Neubrandenburg im Bundesleistungszentrum für IT statt.

Nach Ankunft in Neubrandenburg lernte ich nacheinander die anderen Teilnehmer kennen, die es bis zu diesem Punkt geschafft haben. Zudem wurden wir der Jury, dem Team und Dr. Olaf Kappler, dem Bundestrainer und WorldSkills Germany Experten für die Disziplin IT vorgestellt.

Gleich am ersten Tag galt es unsere erste Aufgabe zu bewältigen. Zuhause sollten wir eine Präsentation über uns selber und unsere IT Interessen vorbereiten und vor einem Publikum in englischer Sprache vortragen. Beim Hören der anderen Präsentationen wurde klar, dass die anderen Teilnehmer eine starke Konkurrenz darstellen. Anschließend durften wir uns mit der vorliegenden Technik vertraut machen und um den Tag zu beenden, fand eine Buchlesung vom Autor Paul Steinbeck statt, der aus seinem Buch „Der Tod kam in der Nachtschicht“ vorlas. Es handelt sich hierbei um einen Krimi der nur für die WorldSkills verfasst wurde und thematisiert einen Kommissar namens Plodowski, der nach dem Tod eines fiktiven Bundestrainers der WorldSkills ermittelt.

Am zweiten Tag fand die Entwicklung von Desktop-Anwendungen in drei Sessions aus jeweils zweieinhalb Stunden statt. Das Thema dieser Anwendungen war „Schul-Software“ und so galt es für eine fiktive Schule Anwendungen zu erstellen, die das Verwalten von Schülerdaten vereinfachen sollen. Diese Aufgaben sind in der vorgegebenen Zeit jedoch mit Absicht unmöglich vollständig zu schaffen und so ist es als Teilnehmer wichtig entscheiden zu können welche Aufgaben man genau und auch in welchem Umfang bearbeitet, um seine Punktzahl zu maximieren. Als Referenzwert kann man sich das Ergebnis der aktuellen Weltmeisterin anschauen, die im letzten Jahr bei den Weltmeisterschaften in Abu Dhabi mit knapp 70% der möglichen Punkte den ersten Platz belegte. Dies zeigt, dass das Ziel dieser Aufgaben ist, unser mathematisch-technisches Verständnis, analytische Fähigkeiten und eine Menge Selbstorganisation aufs Extremste zu testen.

Am dritten Tag konnten wir als Teilnehmer nur schwierig sagen, wer eine Chance auf den Gewinn des Wettkampfes hat, denn die Lösungsansätze, wie auch die gelösten Teilaufgaben unterschieden sich zu sehr. Für die meisten von uns war es zudem besonders schwierig ein Gefühl zu entwickeln, da dies der erste Wettkampf dieser Art für uns war. Aufgabe dieses dritten und letzten Tages war die Entwicklung von Apps für Android Endgeräte. Ich ging mit gemischten Gefühlen in diese Aufgabe, da ich mich bisher eher auf die Entwicklung von Desktop-Anwendungen fokussiert hatte, doch nach dem Briefing für diese Programmiersessions, bei dem uns Teilnehmern erklärt wird was genau von uns erwartet wird, hatte ich ein positives Gefühl, denn diese Aufgabe schien für mich gut umsetzbar. Wir sollten eine App für Lehrer programmieren, mit dem Sie einen virtuellen Klassenraum erstellen können, die Tische der Schüler nach dem Plan des echten Klassenraums aufstellen und die Schüler an die jeweiligen Plätze aufteilen können. Zudem sollte eine Liste der Schüler einer Klasse eingesehen werden können und die jeweilig vergebenen Noten.

Nach Beendigung dieser letzten beiden Sessions zur App-Entwicklung waren die Aufgaben der Deutschen Meisterschaft beendet und die Jury machte sich an die Bewertungen unserer Lösungen.

Für uns Teilnehmer startete jedoch ein weiterer Wettbewerb, welcher neben der Deutschen Meisterschaft stattfand. Dieser Wettbewerb, welcher nur aus einer einzigen verkürzten Session (30 Minuten) bestand, sollte unser Können fordern Software bzw. Algorithmen in kürzester Zeit zu entwickeln. Aufgrund der sehr begrenzten Zeit wird dieser Wettbewerb als „Speedprogramming“ bezeichnet. Die Veranstalter haben versucht mit diesem Wettbewerb Zuschauer zu interessieren, denn man konnte über Großbildschirme zuschauen und in Echtzeit die aktuellen Punktestände der Kontrahenten verfolgen. Ich habe in dem Moment in dem das Schlusssignal gegeben wurde noch nicht damit gerechnet, doch ich habe es geschafft mit einer Punktzahl von 17,9 den ersten Platz zu belegen und bin dadurch nun Deutscher Meister im Speedprogramming. Zum Vergleich hat der zweite Platz eine Punktzahl von 9,3 erreicht.

Nach einigen Stunden Pause warteten wir als Teilnehmer gespannt auf die Ergebnisse des Hauptwettbewerbs. Schließlich wurden wir, als auch das Publikum, gebeten uns hinzusetzen, denn die Jury hatte die Sieger ermittelt. Zunächst wurden alle Teilnehmer von Jens Bielicke, Technischer Delegierter von WorldSkills Germany, für die Teilnahme geehrt und dieser verdeutlichte, dass die Förderung junger Talente die Hauptaufgabe von WorldSkills ist und jeder, der es bis zu diesem Punkt geschafft hat, bereits ein Sieger ist, denn auch wenn man nur den letzten Platz erreicht, gehört man trotzdem zu den Besten Deutschlands.

Schließlich wurde mein Name aufgerufen, als die Vergabe der Bronze-Medaille an der Stelle war. Ich konnte es zu diesem Zeitpunkt kaum glauben und bin immer noch überrascht, da die Konkurrenz und permanente Anspannung enorm war. Den ersten Platz belegte Simon Kobler und Yorick Zeschke landete auf Platz zwei.

Als beste Softwareentwickler Deutschlands bilden wir drei nun das deutsche Nationalteam, das beim internationalen Wettbewerb um den Albert-Einstein-Cup (Europameisterschaften) antritt. Bis dieser im Mai nächsten Jahres stattfindet, werden Trainingslager für uns organisiert, damit wir das Team Deutschland bestmöglich repräsentieren können. Wir vertreten zwar gemeinsam Deutschland, doch wenn wir bei diesem Cup erneut antreten, wird erneut der Beste von uns ermittelt, der dann Deutschland bei den WorldSkills, also den Weltmeisterschaften, im August 2019 im russischen Kazan vertreten wird. Unser Bundestrainer Dr. Olaf Kappler sagte in einem Interview: „Die Deutsche Meisterschaft jetzt hat ebenfalls gezeigt, dass wir einen guten Nachwuchs haben. Es sind zwar noch neun Monate Zeit bis zur WM in Kazan, aber dennoch bleibt viel zu tun. Wir haben ein wirklich hoffnungsvolles Nationalteam nach diesem Wettbewerb auf Weltmeisterschaftsniveau.“

Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen Teilnehmern, der Jury, dem Team, den Sponsoren und allen anderen Beteiligten herzlich für die tolle Erfahrung in Neubrandenburg bedanken. Selbstverständlich möchte ich mich auch explizit beim CFG für die Unterstützung bei dieser Reise bedanken. Ich konnte sehr viel für meine Zukunft mitnehmen und freue mich auf die Trainingslager, wie auch die Europameisterschaften im nächsten Jahr.