Ich bin alt und nicht jung! Ich bin Mann und nicht Frau! – Verschiedene Identitäten erfordern Perspektivwechsel. Besuch von Alfred Grosser am CFG

von C. Wissemann-Hartmann, Fotos von C. Wissemann-Hartmann und J. Redetzky

Ein bemerkenswerter Mann voller Lebensweisheit stellte sich den Fragen der Schüler•innen  des CFG und weiterer eingeladener Französischkurse anderer Wuppertaler Gymnasien zu Europa, zur Bedeutung der deutsch-französischen Freundschaft für Europa, zu aktuellen Geschehnissen in der Welt und zu seinem Lebensmut. Unprätentiös und zugewandt beantwortete Alfred Grosser mit viel Humor und einer sehr menschlichen Ausstrahlung die gescheit gestellten Fragen. Immer flocht er dabei persönliche Erfahrungen und Lebenserinnerungen ein, die sein erstaunliches Wissen über die Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts ergänzen. Er riet den Jugendlichen: wissen, wissen, wissen und lernen, lernen, lernen brächten die Grundlage für kluge Lebensentscheidungen. Die Schüler•innen beschäftigte aber auch die Frage, wie es ihm gelingt, trotz so vieler schwerer Erfahrungen so heiter zu sein. Er sagte: ich bin intellektuell pessimistisch, aber geborener Optimist. Das macht das Leben leichter. Wie können wir uns engagieren? Darauf war seine Antwort: Helft den Geflüchteten, da ist Euer Engagement gut aufgehoben. Aber den Vergleich zwischen deutschen und französischen Jugendlichen wollte er nicht ziehen, denn „das ist wieder ein „DIE“, das darf es nicht geben. Das „DIE“ grenzt aus“. Und das war dann auch seinen zentrale Botschaft, nicht mit dem Finger auf andere zeigen, nicht generalisieren, sondern den Teil der jeweiligen eigenen Identität nutzen, der eine kluge Entscheidung ermöglicht.

Alfred Grosser

In einer langen Schlange standen die Gäste dann in der Schulbibliothek an, um das neue Bucht zu erwerben und signieren zu lassen, was Alfred Grosser geduldig und freundlich erledigte. Le Mensch, der Titel seines neuen Buches, das auf der Leipziger Buchmesser vorgestellt wird, ist ein Spiel mit dem französischen Artikel und dem deutschen Substantiv, Mensch ist sehr umfassend und das Menschwerden umfasse die kritische Distanz zu den eigenen Zugehörigkeiten. Darum auch der Untertitel „Ethik der Identitäten“.

Alfred Grosser hat viele Titel und Ehrungen erhalten, er ist z.B. Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels und Träger des großen Verdienstkreuzes der Bundesrepublik Deutschland.

Ermöglicht wurde der Besuch mit freundlicher Unterstützung des Institut Français und des Vereins der Freunde des CFG.